Foliennummern bzw. Seitenzahlen gehören auf jede Folie! – Mythen der Projektpräsentation

Dieser Beitrag ist Teil 8 von 8 in der Serie Mythen der Projektpräsentation.

In vielen Vorlagen für Präsentationen – insbesondere in den weitverbreiteten PowerPoint-Vorlagen – sind in der Fußzeile automatisch Seitenzahlen bzw. Foliennummern enthalten. Ich halte diesen Inhalt in Präsentationen für absolut überflüssig und möchte hier einmal beschreiben, warum das so ist.

Zwar nehmen die Seitenzahlen, anders als Logos und andere Inhalte des Corporate Designs, kaum Platz auf der Folie weg, aber ich sehe auch keinen Mehrwert darin. Und daher rate ich davon ab, Foliennummern für die Abschlusspräsentation zu verwenden.

Foliennummern als Hilfe für die Prüfer

Häufig höre ich, dass die Foliennummern doch für die Prüfer sehr hilfreich seien, da sie dann im Fachgespräch gezielt nach Folie 27 fragen könnten. Ich persönlich sehe darin allerdings keinen Mehrwert. Wenn ich als Prüfer Fragen an den Prüfling habe, werde ich mir keine Foliennummer notieren, sondern den fachlichen Inhalt, um den es geht, zusammen mit meiner Frage.

Wenn ich also z.B. im ER-Modell eine Beziehung nicht verstanden habe, notiere ich mir nicht (nur) die entsprechende Foliennummer. Stattdessen schreibe ich kurz auf, was genau mein Problem mit dem Inhalt war und was ich fragen möchte. Beispiel: „Warum besteht zwischen Artikel und Artikelgruppe eine m:n-Beziehung und nicht eine 1:n-Beziehung?“ Und dann brauche ich auch nicht die Foliennummer, damit der Prüfling mir diesen Inhalt noch einmal zeigen kann. Ich kann doch einfach sagen:

„Bitte zeigen Sie mir noch einmal Ihr ER-Modell.“

Anhand der Seitenzahl findet man gesuchte Folien schneller

Dass Prüflinge die gesuchten Folien im Fachgespräch anhand der Seitenzahl schneller finden, halte ich auch für ein Gerücht. Wenn wir nach konkreten Folien fragen, klicken die Prüflinge meist von hinten Folie für Folie durch, bis sie bei der gesuchten angekommen sind. Und ob sie dabei auf die Foliennummer achten oder auf den Inhalt, ist für die Geschwindigkeit egal.

Und wenn du dir angewöhnst – was ich empfehlen würde – die Folien nicht „durchzuklicken“, sondern den Präsentationsmodus zu verlassen und die Folien „durchzuscrollen“ (weil das einfach deutlich schneller geht) und direkt auszuwählen, ist dieser „Vorteil“ ohnehin hinfällig.

Foliennummern als Indikator für die restliche Dauer der Präsentation

Ein weiteres Argument für Foliennummern, das ich häufig höre, ist, dass die Prüfer anhand der Foliennummern sehen können, wie lange die Präsentation noch dauern wird. Dazu reicht natürlich nicht nur die aktuelle Seitenzahl aus, sondern dahinter muss auch die Gesamtzahl der Folien der Präsentation gezeigt werden, also z.B. Folie 3 von 17.

Als Argument wird dann häufig angeführt, dass, wenn der Prüfling vielleicht schon seine Zeit überzogen hat oder kurz davor ist, sie zu überziehen, die Prüfer noch ein Auge zudrücken können und ihn oder sie zu Ende präsentieren lassen, wenn klar ist, dass die Präsentation nicht mehr lange dauern wird.

Das setzt natürlich voraus, dass man überhaupt anhand der Folienanzahl voraussagen kann, wie lange eine Präsentation dauert. Bei klassischen Textfolien, die z.B. ungefähr eine Minute pro Folie dauern, mag das vielleicht noch funktionieren. Aber wenn Präsentationen nach einem modernen Stil gestaltet werden und aus sehr vielen – nur kurz aufliegenden – Folien bestehen, lässt die reine Anzahl überhaupt keine Aussage über die Dauer der Präsentation zu.

Es ist z.B. kein Problem, für 15 Minuten 50 Folien und mehr zu erstellen. Gerade zu Beginn und zum Ende der Präsentation (Einstieg bzw. Fazit) bieten sich viele „kurze“ Folien an, z.B. um eine spannende Geschichte zum Einstieg zu erzählen bzw. einen visuellen Ausblick auf Weiterentwicklungen des Projekts zu geben. Wenn dann bei 13 von 15 Minuten Präsentationszeit unten rechts Folie 35 von 50 steht, wäre das also ganz normal. Aber was haben die Prüfer dannn davon? Jegliche Aussagekraft geht damit verloren.

Halte die Vortragszeit ein!

Ein wichtiges Kriterium bei deiner Abschlusspräsentation ist, die dir vorgegebene Zeit einzuhalten. Ob du 10 oder 50 Folien hast, ist dafür völlig irrelevant. Es kommt allein darauf an, wie intensiv du dich vorbereitest!

Du kannst die Präsentation im Vorfeld des Prüfungstermins so oft üben, dass du exakt bei der vorgegebenen Zeit landest. Du brauchst also keinen Indikator, wie lange die Präsentation noch dauern wird. Denn du hast sie so gut drauf, dass du definitiv in der Zeit bleiben wirst. Die restliche Dauer der Präsentation durch Foliennummern anzuzeigen ist – meiner Meinung nach – nur für diejenigen Prüflinge von Interesse, die sich nicht die Mühe machen, sie perfekt zu üben. Aber da du das hier gerade liest, gehe ich davon aus, dass du nicht zu dieser Gruppe gehörst.

Vorlieben der Prüfer

Ich stehe hier natürlich nicht stellvertretend für alle Prüfer da draußen. Es mag also sein, dass andere Prüfer gerne Seitenzahlen auf den Folien haben möchten. Wenn das so ist und du das vor der Prüfung in Erfahrung bringen kannst, dann halte dich daran. Denn du möchtest ja eine gute Note bekommen.

Aber grundsätzlich würde ich von den Seitenzahlen absehen. Wenn du also freie Gestaltungsmöglichkeiten hast (was bei sehr vielen IHKen der Fall ist), dann lass die Nummern einfach weg.

Fazit

Meine Empfehlung ist ganz klar, auf Seitenzahlen auf deinen Folien in der Abschlusspräsentation zu verzichten. Wenn du Folien nach dem modernen Ansatz gestaltest, wirken die Seitenzahlen wie ein Fremdkörper im Vergleich zu den ansonsten interessanten und ansprechenden Inhalten. Die Prüfer brauchen keine Seitenzahlen um dir Fragen zu deinen Inhalten zu stellen und du brauchst auch keinen Indikator für die restliche Dauer der Präsentation, wenn du sie perfekt eingeübt hast. Wenn du also die Wahl hast, entscheide dich gegen die Seitenzahlen.

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Ausbildungsleiter für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration, IHK-Prüfer und Hochschuldozent für Programmierung und Software-Engineering.

6 comments on “Foliennummern bzw. Seitenzahlen gehören auf jede Folie! – Mythen der Projektpräsentation

  1. Herwig sagt:

    Man kann zu einer Folie springen, indem man einfach die Nummer und RETURN eintippt. Im Präsentationsmodus. Sehr praktisch. Kennt aber kaum jemand 🙂

  2. Stefan Macke sagt:

    Hallo Herwig,

    oh, das ist ja ein cooler Tipp! Den kannte ich auch noch nicht. Gerade ausprobiert: funktioniert wirklich! 😀

    Viele Grüße!
    Stefan

  3. Lisa sagt:

    Meiner Klasse wurde in der Prüfungsvorbereitung erzählt, dass es einige Prüfer gäbe, die nicht vorhandene Seitenzahlen mit „Punkteabzug“ bestrafen.
    Kollege aus Erfurth wurde bei seiner mündlichen auch gefragt, warum er denn keine Seitenanzahl angegeben hätte.

    Denke mal, das kommt ganz auf die Prüfer / IHK an, die man da sitzen hat.

  4. Stefan Macke sagt:

    Hallo Lisa,

    wenn du diese Auskunft bekommen hast, dann kann ich dir nur empfehlen, dich daran zu halten. Auch wenn ich es sinnlos finde, solltest du natürlich alles für eine möglichst gute Note tun!

    Viele Grüße!
    Stefan

  5. Raf sagt:

    Sry, aber deine Empfehlung ist beschissen. Ich war an zwei Hochschulen und musste mir dabei einige Präsentationen von Personen anhören, welche die Seitenzahl weggelassen haben und jedes Mal kam von jedem mir bekannten Professor die Rückmeldung, dass eine Seitenzahl auf die Präsentation gehört. Die Argumente die du bringst machen auch keinen Sinn. Bei guten Präsentationen steht unten (oder sonst wo) der Name und das Datum, ich weiß echt nicht wie da die Seitenzahl wie ein Fremdkörper wirken soll. Zudem kann man sie ja sehr klein halten. Gute Präsentationen brauchen übrigens keine übertriebene Gestaltung. Dein Fazit müsste heißen: Ich persönlich finde die Argumente, die für die Verwendung einer Seitenzahl sprechen nicht überzeugend, weil ich selbst nicht darauf achte. Da es aber sehr viele Personen gibt, die stark darauf achten und es Personen, die nicht darauf achten egal ist, empfehle ich eine Seitennummerierung zu verwenden.

  6. Stefan Macke sagt:

    Danke für deine Meinung. Allerdings teile ich sie nicht und bleibe bei meiner Empfehlung. Du sprichst von deinen Erfahrungen im Kontext von Hochschulen. Das kannst du nicht auf die IHK-Präsentation übertragen. Professor:innen sind ja noch engstirniger als IHK-Prüfer:innen!

    Bei guten Präsentationen steht unten (oder sonst wo) der Name und das Datum

    Sorry, geht gar nicht! Warum soll das auf jeder Folie stehen? Wo ist der Mehrwert? Das lenkt nur ab, ist meist so klein, dass es eh niemand lesen kann, und der wertvolle Platz geht für den eigentlichen Inhalt verloren.

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